Die Facetten des Glücks
Oder warum Geld zwar nur wenig, aber eben manchmal doch ein bisschen glücklich macht.
Das Sprichwort sagt: Geld allein macht nicht glücklich. Das stimmt zweifelsfrei. Aber es gibt, auch wenn ich das selbst so gar nicht möchte, Momente oder Situationen in denen Geld doch glücklich macht, allerdings viel weniger und viel kürzer als viele von uns sich das erhoffen. Doch der Reihe nach.
Wenn mein Geld mir dazu verhilft, meine nächste Mahlzeit gesichert auf den Tisch zu bekommen, dann macht Geld auf jeden Fall glücklich, denn es sichert kurzfristig meine Existenz. Bei den allermeisten von uns ist das zum Glück kein Thema, denn wir essen und trinken leider eher zu viel als zu wenig. In diesem Bereich macht Geld uns als also nur im unangenehmen Extremfall glücklich.
Aber wo und wie dann? Hierzu muss ich leider etwas theoretisch werden (auf Basis des Fritz Schubert Instituts). Teilen wir das Glück mal in zwei Achsen auf (Glück aufteilen ist eigentlich ein schönes Stichwort, denn wie heißt es so schön: Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt, aber das nur am Rande).
Von links nach rechts gibt es eine Achse, wobei links das kurzanhaltende und rechts das langanhaltende Glück steht. Von unten nach oben verläuft eine weitere Achse, wobei unten schwaches Glück und oben starkes Glück steht. Aufgeteilt in vier Quadranten haben wir unten links also schwaches, kurzes Glück und oben rechts starkes, dauerhaftes Glück. Na klar ist oben rechts unser Zielquadrat.
So kommen wir der Sache näher. Wenn ich in meinen Vorträgen frage, was die Menschen denn schwach und kurz glücklich macht, erhalte ich sehr unterschiedliche Antworten: Schuhe, Chips, Schokolade, ein Glas Wein, Sex…da ist wirklich alles dabei. Wenn ich dann auf die jeweilige Antwort eingehe und frage, wie man genau dieses Glück denn noch stärker machen könnte, kommt wiederum ein Füllhorn der Möglichkeiten. Ganz viele Schuhe, Chips während eines besonderes Kinofilms, ein besonders guter Wein, Schokolade an den Niagarafällen, Sex im Hotel, auch hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Auffällig dabei ist, dass man offenbar das Glücksniveau, also die Stärke des Glücksgefühls mit ein bisschen mehr finanzieller Energie nach oben treiben kann. Wenn ich mir die Niagarafälle oder das Hotelzimmer leisten kann, bin ich nicht länger glücklich, aber dafür ein bisschen stärker. Und genau das ist z.B. das Geschäftsmodell von Jochen Schweizer und Co.. Durch Zugabe von ein bisschen oder viel mehr Geld werden aus Glücksmomenten Glückserlebnisse. Weiterhin hilft Geld natürlich dabei, freier in seinen Entscheidungen zu werden. Wenn ich mir nicht überlegen muss, was der Wein kostet oder wo ich ihn trinken will, macht das natürlich auch etwas entspannter.
Ähnlich funktioniert die Reise nach rechts auf unserer Achse. Um ein geringes Glückempfinden langfristiger beibehalten zu können, muss ich an der Struktur meines Glücks arbeiten. Das kann z.B. meine Wohnumgebung sein. Ich freue mich ja nicht jeden Tag wie Bolle, wenn ich aufwache und in einen schönen Garten oder so gucke, aber für viele von uns hat die Wohnqualität schon dauerhaft etwas mit unserem Glücksempfinden zu tun. Sonst wäre es vermutlich auch kaum zu erklären, warum wir besonders in Großstädten einen so großen Anteil unserer Einkünfte für´s Wohnen ausgeben. Die Wohnqualität spiegelt sich in unserer Gesellschaft ja fast 1:1 im Preis wider. Lage, Größe der Wohnung, Großstadt oder Land, Balkon oder Terrasse, Stadtteil etc., all das beeinflusst den Kaufpreis oder die Miete. D.h. mit mehr Geld kann ich auch diese Faktoren beeinflussen und das sogar etwas langfristiger, aber eben nicht so stark.
Unser Zielquadrant oben rechts, also dauerhaftes und starkes Glück, hat in den Befragungen häufig mit mir selbst, mit meinem Umfeld, meinen Freunden und meiner Familie zu tun. Daher nennen wir dieses Feld Entwicklung und Beziehungen. Hier wird schnell klar, dass man an diese Themen auch nicht mit ganz viel Geld herankommt. Man kann zum Glück keine echten Freundschaften kaufen. Ich kann mir auch meine eigene persönliche Entwicklung nicht kaufen. Das sind Themen an denen man mit Hingabe und Liebe arbeiten muss, da gibt es keine Abkürzung und das ist auch gut so.
Was bringt mir dieses Wissen für die tägliche Umsetzung?
Ich finde eine ganze Menge. Erstens kann ich mir mal überlegen, was denn die Glücksmomente in meinem Leben sind. Wenn ich weiß, was mich kurz schwach oder gern auch etwas stärker glücklich macht, könnte ich das ja vielleicht etwas häufiger in mein Leben integrieren. Wenn ich dann dabei feststelle, was ich eigentlich relativ häufig mache, was mir aber keine positiven Gefühle beschert, kann ich an der Stelle ja etwas weniger machen. Im zweiten Schritt geht es natürlich ans Eingemachte. Es lohnt sich auf jeden Fall zu überlegen, was mich dauerhaft glücklich macht. Welche Freundschaften, welche Beziehungen, meine Arbeit, mein ehrenamtliches Engagement, was auch immer. Diese langfristigen Glückstreiber machen das Leben aus. Wenn ich die identifiziert habe, kann ich denen auch die nötige Aufmerksamkeit schenken.
Wenn ich diese beiden Achsen meines Lebens kenne und kontinuierlich ein bisschen daran arbeite, steht dem großen Glück nicht mehr viel im Weg. Klingt fast zu einfach, ist es aber.
Wie immer: viel Spaß beim Ausprobieren.